(Nr.39) Was tun bei Sprachlosigkeit?

Um es hier in diesem kleinen Forum endgültig und ein für alle mal klar zu stellen:

Liebe Schwulengemeinde in und um Erfurt! Liebe heterosexuelle, liebe transsexuelle und liebe asexuelle Hörerschaft! Liebe Damen, liebe Herren, liebe Kinder und liebe Hermaphroditen! Erschrecken Sie bitte nicht über den Inhalt folgender Feststellung:

Sie hören eine Radiosendung. Nicht mehr und nicht weniger.

Verneigen wir uns vor diesem Medium. Verbeugen wir uns vor dieser relativ einfachen Versuchsanordnung in einer Welt des multiplen Cross-Over. Loben wir das kleine Transistorgerät da oben auf dem Küchenbord, aus dem Worte, Klänge und Töne auf unseren Toast herunterrieseln.

Radio ist prima. Es ist im genau richtigen Maß flüchtig. Man kann es nebenbei genießen. Man kann sich konzentrieren. Wahlweise. Radio ist wie ein guter Zaubertrick. Einfach, aber sehr schwer zu durchschauen. Radio ist Magie!

„Heuheuheu: Jetzt hängt er sich aber weit aus dem Fenster der Lobhudelei!“, rufen da die Anhänger moderner Hochtechnologie; um ein grunzendes „Radio ist ein gestriges Medium.“ nachzuschieben. Diese Zeitgeist-Sklaven werden in einem Wust nutzloser, kleiner, silberner Gerätschaften ertrinken. Und noch unter der härenen Totendecke wird es grausam dudeln, der Totengräber wird das Deckchen heben und ein Handy finden. Aber nur, um auf dem hochauflösenden Farb-Display eine läppische sms mit den neuesten Schwindelnachrichten zu sehen. Nicht mehr und nicht weniger.

Sicher, auch ich weiß, dass mittlerweile Handtelefone mit integriertem Radio auf dem Markt der Konsum-Onanie unterwegs sind. Diese Geräte sind natürlich herrlich, praktisch und lobenswert.

„Worauf will er heute nur hinaus?“, säuseln nun jene Schwestern, die sich gerade in der radio-beschallten Tucken-Sauna löbervorstadtgemäß mit Birkenzweigen peitschen.

Nur keine Nervosität. Der Hammer kommt jetzt. Das Sahnehäubchen. Der Cappuccino-Schaum. Der Höhepunkt. Die Krone.

Radio ist vor allem deshalb unschlagbar, großartig und wunderbar, weil man es… Na..? Na..? Ahnt ihr es schon?
Genau: WEIL MAN ES AUSSCHALTEN KANN.

Jetzt staunt ihr.

Recht so. Radio ist ein Medium der Töne und ein Medium der Stille. Geeignet, selbst zu entscheiden. Will man sich von Akustik-Sondermüll das Hirn perforieren lassen? Gibt man sich hin? Lässt sich freiwillig auf ein Hörerlebnis ein? Oder sucht man den Power-Knopf, um Stille und Sprachlosigkeit ins Leben zu lassen.

Ich weiß, ich weiß, … ein wenig baumelt aus diesen Worten der Korinthenkacker und Besserwisser in mir. Aber ihr könnt ja auch.. Genau! Abschalten.

Und stattdessen vielleicht ein wenig mit dem derzeitig aktuellen Lover streiten, kuscheln und/oder… schweigen.

Es kann natürlich sein, dass ihr dadurch wesentliche, lebensverändernde oder einfach nur wunderliche Beiträge aus der zauberhaften Welt der Chilligays verpasst.

Aber dafür gibt’s ja nächsten Dienstag die Reprise. Die beginnt 11 Uhr mittags.

Von den anderen, lobenswerten Radio-Sendungen von und mit Homosexuellen im Thüringer Raum ganz zu schweigen. Die machen mich einfach sprachlos. Ist aber nicht schlimm. Denn, wie wir ewiggestrigen Freunde der Transistor-Branche zu sagen pflegen:

Das sendet sich weg.

Euer ab jetzt ganz schweigsamer
Marcello Libelle.

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